Ich rede ja immer so viel davon, wie erstrebenswert es ist, sich im eigenen Körper zuhause zu fühlen. Aber worüber ich noch nicht geschrieben habe ist, wie verdammt schwierig der Weg dahin ist.
Als junge Erwachsene habe ich meiner Körper gehasst. Er war irgendwie etwas, das ich mir nicht selbst ausgesucht hatte und das — weil wir nunmal stark visuell geprägt sind — anderen gleichzeitig den ersten und sichtbarsten Eindruck von mir als Person vermittelt hat. Ich habe mich ständig unwohl gefühlt, mich andauernd mit anderen verglichen, in jedem Schaufenster kontrolliert, ob noch alles annehmbar aussieht. Total anstrengend.
Lange schwankte ich zwischen verschiedenen Arten, meiner Körper dafür zu bestrafen, dass er einfach nicht aussehen wollte, wie der meiner Freundin oder der aus der Werbung: mal hungerte ich, um die Leere mit Leere zu füllen; mal aß ich geraume Mengen, um sie mit irgendwas anderem zu füllen, was mir eben in die Finger kam. Zwischendurch machte ich exzessiv Sport, aber nicht um meiner Körper etwas Gutes zu tun, sondern wieder als Bestrafung. Und um Anerkennung von außen zu bekommen natürlich.
Irgendwann dämmerte mir, dass ich immer so weiter machen kann und dass die Leere trotzdem da- und die Anerkennung trotzdem ausbleibt.
Irgendwie fand ich zum Yoga und fand es erst richtig doof, in irgendeinem Hamburger Fitness-Studio mit den ganzen durchtrainierten Sportskanonen in ihren schicken 100€-Leggings.
Dann aber probierte ich ein paar andere Yogastile aus und merkte, dass es mir irgendwie gut tat, so bei mir zu sein. Mit dem Fokus auf mein Innen.
Mein Hausarzt empfahl mir zudem, mich mit Gewaltfreier Kommunikation zu beschäftigen und ich merkte zum ersten Mal, wie zerstörerisch ich mit mir selbst umging.
Heute hab ich immernoch Phasen, in denen ich mich so richtig hässlich finde, aber sie sind deutlich weniger geworden, und ich finde zunehmend effektive Wege, wieder rauszukommen. Ich esse einigermaßen intuitiv und habe mich seit Jahren nicht auf die Waage gestellt, weil ich es immer mehr schaffe, meinen Wert nicht über die Zahl zu definieren, die dort angezeigt wird.
Die Wege, die mir dabei helfen sind:
Emotions- und Gedankensteuerung durch Selbst-Coaching
Bewegung, die darauf abzielt, meinem Körper etwas Gutes zu tun (TriYoga, SUP)
Akzeptanz, Zielorientierung, realistischer Optimismus, Verantwortung übernehmen (einige der Faktoren des Loovanz-Resilienzmodells)
mich mit anderen auf einer tiefen und ehrlichen Ebene auszutauschen
Ich weiß, dass es vielen Menschen ähnlich geht wie mir und wenn Du einer davon bist, wünsche ich Dir sehr, dass Du auf diesem oder einem ähnlichen Weg kraftvolle Ressourcen findest um Dich in Deinem Körper zuhause zu fühlen!
Namasté
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